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Keramikmuseum Westerwald
Deutsche Sammlung für Historische und Zeitgenössische Keramik
Lindenstraße 13
D - 56203 Höhr-Grenzhausen
Tel.: 0049 - (0) 2624 94 60 10
Fax: 0049 - (0) 2624 94 60 120

MUSEUMSLEITUNG: MONIKA GASS

13 Lindenstraße
Höhr-Grenzhausen, RP, 56203
Germany

0049 - (0) 2624 94 60 10

Ausstellungen

Aktuell

Jan Bontjes van Beek

25.7.2025 - 6.4.2026

Ausstellungsansicht. Foto Helge Articus

Das ergreifende Leben von Jan Bontjes van Beek (1899–1969) widerspiegelt Tiefen und Höhen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Als „auffallend schöner (…) Matrose, der gut tanzte“, traf er 1919 in der Worpsweder Künstlerkolonie ein und fand bald ein Zuhause bei der Familie Breling in Fischerhude, die ihn mit der Keramik vertraut machte. Mit Unterstützung seiner zweiten Frau, der Architektin Rahel Weisbach, zog er 1933 nach Berlin, wo sein Atelier zu einem bekannten Treffpunkt für viele Künstler wurde. Er wurde von den Nationalsozialisten verhaftet, seine Tochter Cato im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet. Nach Kriegsende entschied sich Jan Bontjes van Beek für eine Lehrtätigkeit an der Ost-Berliner Kunsthochschule Weißensee, konnte sich jedoch mit dem SED-Regime nicht arrangieren und wurde 1951 als Direktor entlassen. Er fasste dann mit der Lehre zunächst in West-Berlin und schließlich in Hamburg Fuß und führte seine keramischen Arbeiten fort, was dem Freigeist Halt bot. Wie kein anderer betonte er die Körperlichkeit in der Form und die Dynamik in der Farbe. In bewegten Zeiten suchte er nach dem Maß für seine Gefäße und letztlich für sich selbst.

Ausstellungsansicht. Foto Helge Articus

Die im Nebenraum ausgestellten Werke von Christine Atmer de Reig, Antje Brüggemann, Volker Ellwanger, Martin Schlotz und Barbara Stehr zeigen, welchen maßgeblichen Einfluss Bontjes auf die deutsche Gefäßkeramik ausgeübt hat.

Die Ausstellung, kuratiert von Sebastian Jacobi, ist bis zum 6. April 2026 zu sehen. Ein herzlicher Dank gilt Jan und Olgas Enkelin Saskia Bontjes van Beek, die uns mit zahlreichen Leihgaben und wertvollen Informationen unterstützt hat. Weitere Leihgaben konnten wir dankenswerterweise aus den Sammlungen von Bernhard Braumann, Sebastian Jacobi, Ludwig Rinn, Dr. Seippel, Dr. Vehring und der Familie Werner erhalten.

Die Ausstellung wurde durch die finanzielle Unterstützung des Förderkreises sowie durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz 2025 ermöglicht.


Die Bauhaus Keramikklasse. Insel der Eigenbrötler

18.10.2025 - 7.6.2026

Genau vor hundert Jahren wurde die Keramikwerkstatt des Bauhauses im thüringischen Dornburg geschlossen. Das Keramikmuseum Westerwald widmet dieser prägenderen Keramikklasse eine Sonderausstellung.

Wer sich Anfang des 20. Jahrhunderts für eine Ausbildung in der Keramik entschied, hatte drei Möglichkeiten: eine Lehre, eine Ausbildung an einer Fachschule oder ein Studium an einer Kunstgewerbeschule.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dann das Bildungsspektrum um das Bauhaus in Weimar ergänzt, das eine eigene Keramikklasse ins Leben rief. Eine kleine Gruppe junger Menschen mit unterschiedlichen Ausbildungen fühlte sich magisch vom Bauhaus-Ideal angezogen. Alle einte der Wunsch, als künstlerische Avantgarde die traditionellen Grenzen zwischen freier und angewandter Kunst zu überwinden.

Ausstellungsansicht: Otto Lindig und Marguerite Friedlaender. Foto Helge Articus

Bis zur Schließung des Weimarer Bauhauses 1925 entstand in Dornburg eine neue und moderne Gefäßästhetik von außergewöhnlichem Rang. Experiment und Tradition schlossen sich dabei nicht aus. Mit dem Umzug des Bauhauses von Weimar nach Dessau löste sich auch die Dornburger Keramikklasse nach 5 Jahren auf. Einige Bauhausstudierende wie Werner Burri, Otto Lindig oder Marguerite Friedlaender wurden später selbst Lehrende und prägten so die nachfolgenden Generationen.

Diese Ausstellung erinnert an diese besondere Keramikklasse. Zugleich vermittelt sie einen Eindruck von der keramischen Lehre seinerzeit und stellt auch die bisher unbekannten Beziehungen zur Keramischen Fachschule in Höhr dar.

Leihgaben der Gerhard-Marcks-Stiftung in Bremen. Foto: Helge Articus

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit dem Bauhaus-Werkstatt-Museum in Dornburg, die einzige noch erhaltene Werkstatt dieser legendären Kunstschule. Hier war die Ausstellung unter dem Titel „Bauhaus in Dornburg. Insel der Eigenbrötler“ im Frühjahr 2025 zu sehen. Mit Förderung der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung ist ein Begleitband unter den gleichnamigen Titel erschienen und im Museumsshop erhältlich.


Ding? Zeug? Werk? Ein Inventarisierungsprojekt

Das Keramikmuseum Westerwald ist in der glücklichen Lage, eine in Qualität und Umfang einmalige Sammlung mit mehr als 1300 Westerwälder Jugendstilkeramiken ankaufen zu können. Die Kollektion enthält nicht nur die großen Namen der Epoche, wie Behrens oder Van de Velde, sondern auch Werke von bedeutsamen lokalen Künstlern und vor allem von sämtlichen Firmen und Werkstätten der Region. Das macht sie gleichsam zu einer keramischen Zeitkapsel.  

Der Erwerb der Sammlung wird zum Anlass genommen, das Depot der historischen Keramik neu zu konzipieren. Die Inventarisierung der gesamten Kollektion wird öffentlich in der Dauerausstellung unter dem Namen „DING? ZEUG? WERK?“ erfolgen. Dabei können Besucher mitverfolgen, wie ein solcher musealer Ordnungsprozess abläuft und sich gleichzeitig über die Besonderheiten der Sammlung informieren. Daraus ergibt sich für das Museum eine einzigartige Möglichkeit, mit den Bürgern aus dem Kannenbäckerland ins Gespräch zu kommen. Sie werden im Zuge des Projekts dazu eingeladen, ihr Privatwissen über die heimischen Firmen, deren Mitarbeiter und die Objekte zu teilen.

 Mit dem Projekt „DING? ZEUG? WERK?“ erhoffen wir uns einen öffentlichen Diskurs über die Kontextualisierung der Objekte. Wie ordnen wir unsere Geschichte, und wie verhält sich das Einzelstück zum Kollektiv? Ebendiese Fragen nach Zugehörigkeit und Singularität spielten bereits bei der Suche nach Fördermitteln eine unerwartet große Rolle.

Für das Keramikmuseum Westerwald und auch das Land Rheinland-Pfalz ist diese Sammlung ein einzigartiges Erbe unserer Industriekultur der Jugendstilzeit, die nun wieder an den Ort ihrer Entstehung zurückgekehrt ist.

Wir danken unseren Förderpartnern für ihre großartige Unterstützung, ohne die der Ankauf nicht möglich gewesen wäre.

Einen Radiobeitrag von SWR2 finden Sie hier.


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